Lesedusche

Eduard Mörike: Das verlassene Mägdlein

Früh, wann die Hähne krähn

Früh, wann die Hähne krähn,
Eh die Sternlein verschwinden,
Muß ich am Herde stehn,
Muß Feuer zünden.

Schön ist der Flammen Schein,
Es springen die Funken;
Ich schaue so drein,
In Leid versunken.

Plötzlich, da kommt es mir,
Treuloser Knabe,
Daß ich die Nacht von dir
Geträumet habe.

Träne auf Träne dann
Stürzet hernieder;
So kommt der Tag heran –
O ging' er wieder!

aus: Eduard Mörike, Gedichte, 4. vermehrte Auflage, Stuttgart 1867.

Eduard Mörike

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Track 01
Früh, wann die Hähne krähn
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