Lesedusche

Georg Trakl: Melancholie des Abends

Der Wald

– Der Wald, der sich verstorben breitet –
Und Schatten sind um ihn, wie Hecken.
Das Wild kommt zitternd aus Verstecken,
Indes ein Bach ganz leise gleitet

Und Farnen folgt und alten Steinen
Und silbern glänzt aus Laubgewinden.
Man hört ihn bald in schwarzen Schlünden –
Vielleicht, daß auch schon Sterne scheinen.

Der dunkle Plan scheint ohne Maßen,
Verstreute Dörfer, Sumpf und Weiher,
Und etwas täuscht dir vor ein Feuer.
Ein kalter Glanz huscht über Straßen.

Am Himmel ahnet man Bewegung,
Ein ...

aus: Georg Trakl, Dichtungen und Briefe, HKA, hrsg. von Walther Killy und Hans Szklenar, 2 Bde., Salzburg 1969.

Georg Trakl

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Der Wald
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