Lesedusche

Gerrit Engelke: Die Stadt lebt

Um die Großstadt sinkt die Welt in Schlaf

Um die Großstadt sinkt die Welt in Schlaf.
Felder gilben, Wälder ächzen überall.
Wie Blätter fallen draußen alle Tage,
Vom Zeitwind weggeweht.

Die Stadt weiß nichts vom bunten Aufschrei der Natur,
Vom letzten aufgepeitschten Blätterwirbel,
Die Stadt hört nicht von Berg und Stoppelflur
Den trauergroßen, herben Schlafgesang.

Ob Ebene und Wald in welkes Sterben fallen,
Ob draußen tost Vergänglichkeit,
Im Stadtberg brüllen Straßen, Hämmer hallen:
Die Lärmstadt dampft in Unrast ohne Zeit.

aus: Gerrit Engelke, Das Gesamtwerk, Rhythmus des neuen Europa, mit einer Einführung und hrsg. von Hermann Blome, München 1960. Wir danken Herrn Detlef Kasten vom Gerrit-Engelke-Archiv / StB Hannover für seine Unterstützung bei der Verifizierung der verschiedenen Drucke.

Gerrit Engelke

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Um die Großstadt sinkt die Welt in Schlaf
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