Lesedusche

Johann Wolfgang von Goethe: Die Leiden des jungen Werther

Sie fühlt, was ich dulde

Sie fühlt, was ich dulde. Heute ist mir ihr Blick tief durchs Herz gedrungen. Ich fand sie allein; ich sagte nichts, und sie sah mich an. Und ich sah nicht mehr in ihr die liebliche Schönheit, nicht mehr das Leuchten des trefflichen Geistes, das war alles vor meinen Augen verschwunden. Ein weit herrlicherer Blick wirkte auf mich, voll Ausdruck des innigsten Anteils, des süßesten Mitleidens. Warum durft' ich mich nicht ihr zu Füßen werfen? warum durft' ich nicht an ihrem Halse mit tausend Küssen ...

aus: Goethes Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Bd. 16: Leiden des jungen Werthers, Stuttgart / Tübingen 1827.

Johann Wolfgang von Goethe

--:--
Track 01
Sie fühlt, was ich dulde
Bitte drehen