Lesedusche

Johann Wolfgang von Goethe: Reisezehrung

Entwöhnen sollt ich mich

Entwöhnen sollt ich mich vom Glanz der Blicke,
Mein Leben sollten sie nicht mehr verschönen.
Was man Geschick nennt, läßt sich nicht versöhnen,
Ich weiß es wohl und trat bestürzt zurücke.

Nun wußt ich auch von keinem weitern Glücke;
Gleich fing ich an, von diesen und von jenen
Notwend'gen Dingen sonst mich zu entwöhnen:
Notwendig schien mir nichts als ihre Blicke.

Des Weines Glut, den Vielgenuß der Speisen,
Bequemlichkeit und Schlaf und sonst'ge Gaben,
Gesellschaft wies ich weg, daß wenig ...

aus: Goethes Werke, Vollständige Ausgabe letzter Hand, Bd. 1-4: Gedichte, Stuttgart / Tübingen 1827.

Johann Wolfgang von Goethe

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Entwöhnen sollt ich mich
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