Lesedusche

Joseph von Eichendorff: Der Umkehrende

Es wandelt, was wir schauen

Es wandelt, was wir schauen,
Tag sinkt ins Abendrot,
Die Lust hat eignes Grauen,
Und alles hat den Tod.

Ins Leben schleicht das Leiden
Sich heimlich wie ein Dieb,
Wir alle müssen scheiden
Von allem, was uns lieb.

Was gäb es doch auf Erden,
Wer hielt' den Jammer aus,
Wer möcht geboren werden,
Hieltst du nicht droben Haus!

Du bist's, der, was wir bauen,
Mild über uns zerbricht,
Daß wir den Himmel schauen –
Darum so klag ich nicht.

aus: Sämtliche Werke des Freiherrn Joseph von Eichendorff, HKA, begründet von Wilhelm Kosch und August Sauer, Berlin 1908ff.

Joseph von Eichendorff

--:--
Track 01
Es wandelt, was wir schauen
Bitte drehen