Lesedusche

Friedrich Hebbel: Spaziergang am Herbstabend

Wenn ich abends

Wenn ich abends einsam gehe
Und die Blätter fallen sehe,
Finsternisse nieder wallen,
Ferne, fromme Glocken hallen:

Ach, wie viele sanfte Bilder,
Immer inniger und milder,
Schatten längst vergangner Zeiten,
Seh ich dann vorübergleiten.

Was ich in den fernsten Stunden,
Oft nur halb bewußt, empfunden,
Dämmert auf in Seel' und Sinnen,
Mich noch einmal zu umspinnen.

Und im inneren Zerfließen
Mein' ich's wieder zu genießen,
Was mich vormals glücklich machte,
Oder mir Vergessen brachte.

Doch, dann ...

aus: Friedrich Hebbel, Sämtliche Werke, Historisch-kritische Ausgabe, besorgt von Richard Maria Werner, 24 Bde., Berlin 1901-1907.

Friedrich Hebbel

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Wenn ich abends
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