Lesedusche

Paula Modersohn-Becker: Tagebuch / Herbst 1898

Mich befriedigt das Zeichnen nicht

Mich befriedigt das Zeichnen nicht. Ich bin atemlos. Ich will immer weiter, weiter. Ich kann die Zeit nicht erwarten, daß ich was kann.
Und dann sehne ich mich wieder nach dem Leben. Ich fing gerade an es ein wenig zu kosten. Ich hatte vorher nicht den Sinn dafür. Und hier gibt's kein Leben, hier ist's Traum.
Ich lese jetzt den Zarathustra. Neben viel Verworrenem und Dunklem, welche Perlen! Dies Umschaffen und Neuschaffen der Werte! Dies Predigen gegen die falsche Nächstenliebe und Aufopferung ...

aus: Paula Modersohn-Becker in Briefen und Tagebüchern, hrsg. von Günter Busch und Liselotte von Reinken, 2, erw. Neuauflage Frankfurt am Main 1979.

Paula Modersohn-Becker

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Mich befriedigt das Zeichnen nicht
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