Lesedusche

Paula Modersohn-Becker: Tagebuch / Juli 1900

Ich lausche in die dunkle Ecke meiner Kammer

Ich lausche in die dunkle Ecke meiner Kammer,
Wie große, stille Augen schaut es wider,
Wie große, weiche Hände, die mir den Scheitel streichen.
Und Segen fließt durch jede Faser meines Seins.
Das ist der Friede, der hier bei mir wohnet ...
Zur Seite brennt vertraulich mir die Lampe,
Schnurrt wie im Traum an ihrem Lied des Lebens.
Aus dem Gedämmer schimmern weiße Blumen,
Sie zittern schauernd, denn sie ahnen Zukunft.
Mit leichtem Flügelschlag umkreist die Fledermaus mein Lager.
Und meine Seele ...

aus: Paula Modersohn-Becker in Briefen und Tagebüchern, hrsg. von Günter Busch und Liselotte von Reinken, 2, erw. Neuauflage Frankfurt am Main 1979.

Paula Modersohn-Becker

--:--
Track 01
Ich lausche in die dunkle Ecke meiner Kammer
Bitte drehen