Lesedusche

Jean de La Fontaine: Der Hirsch, der sich im Wasser spiegelt

In eines Quells Kristall, den sich ein Hirsch erwählte

In eines Quells Kristall, den sich ein Hirsch erwählte
Als Spiegelglas, sah er und lobte voller Preis
Die Schönheit des Geweihs.
Was um so mehr ihn quälte,
Das war die Dünnheit seiner Beine,
Die man im Wasser fast verschwinden sah.
Er stand in eitler Selbstbetrachtung da,
Zufrieden bis auf dieses eine,
Daß ihm sein Beinwerk keine Ehre mache.
"Welch dumme Sache,"
So sprach er, "daß solch stolzes Haupt,
Das Astwerk trägt, als hätt ich einen Baum beraubt,
Auf spindeldürren Beinen leben muß!"
Indem ...

aus: Jean de Lafontaine, Fabeln, Ins Deutsche übertragen von Theodor Etzel, Berlin 1923.

Jean de La Fontaine

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In eines Quells Kristall, den sich ein Hirsch erwählte
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