Lesedusche

Paula Modersohn-Becker: Tagebuch / Frühsommer 1898

Ich lag unter dem Faulbaum

Ich lag unter dem Faulbaum. Meine Seele war ganz einem Zauber hingegeben. Ich blickte hinauf in seine Blätter. Die Sonne färbte sie leuchtend gelb. Und so standen sie auf ihren feinen roten Stielen und lachten auf zum Himmel.

Der war tief blau mit einem weißen Wölklein. Diese Bläue stand gar lieblich zu dem Gelb der Blätter. Und es kam der Wind und spielte mit ihnen und wendete sie um, so daß ich ihre blanke Oberseite sah. Und er kam auch hernieder zu mir und brachte mir Arme voll süßen ...

aus: Paula Modersohn-Becker in Briefen und Tagebüchern, hrsg. von Günter Busch und Liselotte von Reinken, 2, erw. Neuauflage Frankfurt am Main 1979.

Paula Modersohn-Becker

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Ich lag unter dem Faulbaum
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